Elias Chacour ist Erzbischof von Akka, Haifa, Nazareth und ganz Galiläa. Er steht 76 000 Melkiten vor, die ihre Gottesdienste nach dem byzantinischen Ritus feiern und den Papst als Oberhaupt anerkennen. Sie stellen in ihrer Heimat im Heiligen Land eine Minderheit dar, ihre Situation ist nicht einfach. Diese Menschen benötigen nach Meinung des Erzbischofs nicht nur unsere finanzielle Unterstützung. Chacour sieht sich nicht nur als Bettler für Spenden, sondern auch in der Rolle eines Bittstellers für mehr Verständnis: Ich bettle um Solidarität und Freundschaft. Es ist eine große Herausforderung für die Kirche in Galiläa, für die Einheit der Menschen einzutreten. Aber um Einheit schaffen zu können, ist es notwendig, dass die Christen in Israel bleiben. Eine große Gefahr sieht der Theologe in den Auswanderungen. Dieser Exodus ist vor allem durch mangelnde Arbeit und Perspektiven begründet. Chacour zeichnet ein Horrorszenario: Wenn es so weitergeht, dann gibt es im Heiligen Land nur noch Antiquitäten, heilige Stätten des Christentums, aber keine Christen mehr. Im Heiligen Land werden zurzeit nicht mehr als 150 000 palästinensische Christen gezählt. Die Auswanderung ist erschreckend. In Jerusalem leben vielleicht noch fünf- bis siebentausend Christen, in Bethlehem nur noch sehr wenige. Erzbischof Chacour sieht als ein Mittel, um dieser Flucht entgegenzuwirken, eine Verstärkung der christlichen Erziehung. Dabei müsse aber das Schulangebot auch für Muslime und Juden offen sein. Wenn die Kinder gemeinsam die Schulbank drücken, dann haben sie auch eine gemeinsame Zukunft. Die von ihm gegründete Hochschule wird derzeit von viertausend Schülern und Studierenden besucht. Sechzig Prozent von ihnen sind Muslime. Doch mit diesem Ergebnis zeigt sich Elias Chacour noch lange nicht zufrieden: Wir müssen noch viele weitere Schulen bauen. Das Dorf, in dem Chacour aufgewachsen ist, wurde bereits kurz nach Gründung des Staates Israel zerstört. 1948 waren seine Familie und er als Flüchtlinge unterwegs. Diese Erfahrung hat in Chacour keineswegs Hass aufkommen lassen. Vielmehr stellte er für sich fest, dass der vorherrschenden Gewalt mit Toleranz zu begegnen sei. Ich bin Araber, Palästinenser, Christ und Bürger des Staates Israel. Es muss aufhören, dass diese Fassetten widersprüchlich sind. Chacour versucht, Brücken zu schlagen. Seine Bemühungen zeigen Früchte. Wir haben gelernt, freundschaftliche Beziehungen mit Muslimen und Juden aufzubauen. Wir wollen keine Märtyrer sein. Und natürlich spüren wir Wunden. Aber wir wollen in die Zukunft schauen. Deswegen sind unsere Schulen für alle offen. Wir brauchen alle, können nicht ohne den anderen leben. (© KIRCHE IN NOT 2007) Unser Medienkanal: https://www.katholisch.tv/ Unsere Audiobeiträge: https://soundcloud.com/acn-d Newsletter bestellen: https://www.kirche-in-not.de/newsletter-anmeldung/ Die Frohe Botschaft in jedes Haus. Bitte unterstützen Sie unser Medien-Apostolat mit einer Spende: https://www.spendenhut.de Verwendungszweck: Medienapostolat
Erstausstrahlung (bzw. hochgeladen am):
13.04.2010