Brief des Apostel Paulus an die Hebräer 10,32-39. Schwestern und Brüder! Erinnert euch an die früheren Tage, in denen ihr als Erleuchtete einen harten Leidenskampf auf euch genommen habt, da ihr durch Beschimpfungen und Bedrängnisse öffentlich zur Schau gestellt wurdet oder mitbetroffen gewesen seid vom Geschick derer, denen es so erging; denn ihr habt mit den Gefangenen gelitten und auch den Raub eures Vermögens mit Freuden hingenommen, da ihr wusstet, dass ihr einen besseren und bleibenden Besitz habt. Werft also eure Zuversicht nicht weg – sie hat großen Lohn! Was ihr braucht, ist Ausdauer, damit ihr den Willen Gottes erfüllt und die Verheißung erlangt. Denn nur noch eine ganz kurze Zeit, dann wird der kommen, der kommen soll, und er bleibt nicht aus. Mein Gerechter aber wird aus Glauben leben; doch wenn er zurückweicht, hat meine Seele kein Gefallen an ihm. Wir aber gehören nicht zu denen, die zurückweichen und verloren gehen, sondern zu denen, die glauben und das Leben gewinnen. Aus dem Heiligen Evangelium nach Markus 4,26-34. In jener Zeit sprach Jesus zu der Menge: Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mann Samen auf seinen Acker sät; dann schläft er und steht wieder auf, es wird Nacht und wird Tag, der Samen keimt und wächst und der Mann weiß nicht, wie. Die Erde bringt von selbst ihre Frucht, zuerst den Halm, dann die Ähre, dann das volle Korn in der Ähre. Sobald aber die Frucht reif ist, legt er die Sichel an; denn die Zeit der Ernte ist da. Er sagte: Womit sollen wir das Reich Gottes vergleichen, mit welchem Gleichnis sollen wir es beschreiben? Es gleicht einem Senfkorn. Dieses ist das kleinste von allen Samenkörnern, die man in die Erde sät. Ist es aber gesät, dann geht es auf und wird größer als alle anderen Gewächse und treibt große Zweige, sodass in seinem Schatten die Vögel des Himmels nisten können. Durch viele solche Gleichnisse verkündete er ihnen das Wort, so wie sie es aufnehmen konnten. Er redete nur in Gleichnissen zu ihnen; seinen Jüngern aber erklärte er alles, wenn er mit ihnen allein war. Lektionar. Rechte: staeko.net Hl. Vinzenz von Paul (1581-1660) Priester, Ordensgründer Gespräche; Empfehlung an A. Durand (ins Dt. übers. © evangelizo) „Womit sollen wir das Reich Gottes vergleichen?“ Geben Sie nicht dem heftigen Bedürfnis nach, als der Überlegene oder als der Meister aufzutreten. Ich teile keineswegs die Ansicht einer Person, die mir dieser Tage sagte, man müsse, wolle man die Führung in rechter Weise ausüben oder seine Autorität wahren, die eigene Überlegenheit zu erkennen geben. O mein Gott! Derlei hat unser Herr Jesus Christus nicht gesagt. Mit seinem Wort und Beispiel hat er uns genau das Gegenteil gelehrt: nämlich, dass er nicht gekommen sei, um sich dienen zu lassen, sondern um anderen zu dienen, und wer der Erste sein will, solle der Sklave aller sein (vgl. Mk 10,44-45). Geben Sie sich darum ganz Gott anheim, um im demütigen Geist Jesu Christi sprechen zu können, und bekennen Sie, dass das, was Sie lehren, nicht Ihre eigene Lehre ist, sondern die Lehre des Evangeliums. Ahmen Sie vor allem die Schlichtheit der Worte und Gleichnisse nach, derer sich unser Herr in der Heiligen Schrift bedient, wenn er zum Volk spricht. Ach ja! Welch wunderbare Dinge hätte er doch das Volk lehren können! Welche Geheimnisse der Gottheit und welch wunderbare Vollkommenheiten seiner Person hätte er doch enthüllen können, er, die ewige Weisheit seines Vaters! Und doch können Sie feststellen, wie verständlich er redet und wie er sich geläufiger Vergleiche bedient; da ist die Rede von einem Pflüger, einem Winzer, von einem Acker, einem Weinstock, einem Senfkorn. In dieser Weise müssen Sie reden, wenn Sie sich dem Volk, dem Sie das Wort Gottes verkünden, verständlich machen wollen. Noch etwas müssen Sie beachten: Machen Sie sich ganz abhängig von dem Verhalten des Sohnes Gottes. Ich meine, dass Sie, wenn Sie handeln müssen, folgende Überlegungen anstellen sollten: „Ist das vereinbar mit den Grundsätzen des Sohnes Gottes?“ Wenn ja, dann sagen Sie: „Wohlan, machen wir uns an die Arbeit!“ Andernfalls sagen Sie: „Da halte ich mich heraus.“ Und wenn es darum geht, ob Sie ein gutes Werk tun sollen, dann fragen Sie den Sohn Gottes: „Herr, wenn du an meiner Stelle wärest, wie würdest du in diesem Fall handeln? Wie würdest du dieses Volk belehren? Wie würdest du diesen seelisch oder körperlich kranken Menschen trösten?“ [...] Wir wollen danach trachten, dass Jesus Christus in uns herrscht.
Erstausstrahlung (bzw. hochgeladen am):
01.02.2025