Laut der CDU-Bundestagsabgeordneten Prof. Monika Grütters sei das Christentum „die am meisten verfolgte Religionsgemeinschaft weltweit. Das können sich viele Menschen hierzulande gar nicht vorstellen, weil Religionsfreiheit und freie Religionsausübung hier selbstverständlich sind.“ Grütters äußerte sich in einem Fernsehinterview mit dem katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“ anlässlich des Fests des ersten christlichen Märtyrers Stephanus am 26. Dezember, der in der katholischen Kirche in Deutschland als Gedenktag für verfolgte und bedrängte Christen begangen wird. Die frühere Kulturstaatsministerin leitet seit Anfang des Jahres den Stephanus-Kreis in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Dabei handelt es sich um einen Zusammenschluss von Abgeordneten, die sich aktuellen Entwicklungen in Bezug auf Religionsfreiheit und Christenverfolgung widmen und sich für eine Verbesserung der weltweiten Lage einsetzen. „Positive Haltung gegenüber den christlichen Kirchen“ Grütters betonte, dass sie trotz der notwendigen staatlichen Neutralität für eine positive Haltung gegenüber den christlichen Kirchen eintrete, die trotz aller Glaubwürdigkeitsverluste eine große Wertebasis darstellten. Der Einsatz für den christlichen Glauben schließe den Blick auf andere Religionen nicht aus, zur Toleranz gehöre auch, „dass jeder dem anderen zugesteht, er selbst sein zu dürfen“, sagte Grütters. Sie erinnerte an die Debatte um das Kreuz auf der Kuppel des wiederaufgebauten Berliner Stadtschlosses. Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, habe sie im Einsatz für den Verbleib des Kreuzes Recht ermutigt. „Er hat gesagt: ,Selbstverständlich müssen wir hier zu unserer Religion und Kultur stehen. Und dazu gehört nun einmal ganz fundamental das Christentum. Das grenzt andere nicht aus.’“ Sie werde als Christin das Kreuz „als Einladung zur Toleranz, zu Nächstenliebe, zur Weltoffenheit und natürlich auch als selbstbewusstes Statement für das Christentum“ verteidigen, erklärte Grütters. „Einsatz für Verfolgte sind wir allen schuldig“ In vielen Länder der Erde würden Menschen allein aufgrund ihres Glaubens „stigmatisiert, unterdrückt, diskriminiert, verfolgt und teilweise ermordet“. Auf diese Verletzungen der Religionsfreiheit hinzuweisen, „sind wir allen schuldig, nicht nur der Christenheit“. Grütters führte als Beispiel die Menschenrechtslage in den arabischen Ländern an, aber auch in Ägypten, Jemen oder Mali. Die Beteiligung der Bundeswehr an der UN-Mission in Mali „sei aus gutem Grund erfolgt“, da sich die Probleme nicht immer ohne militärische Hilfe lösen ließen. Es sei „bitter, dass wir uns an diese Krisenphänomene schon fast gewöhnt haben. Es berührt uns wenig, finde ich.“ Darum sei es wichtig, an die Menschen zu erinnern, „die unter Verfolgung leiden und auch zu versuchen, im humanitären Bereich tätig zu werden“. Mit Hilfe vor Ort Fluchtursachen bekämpfen Die Vorsitzende des Stephanuskreises erinnerte daran, dass eine Zurückhaltung bei der humanitären Hilfe auch direkte Folgen auf die Flüchtlingsbewegungen habe: „Die große Flüchtlingskrise 2015 wurde maßgeblich dadurch ausgelöst, dass in den großen internationalen Flüchtlingszentren die Lebensmittel knapp wurden und das World Food Programm (Welternährungsprogramm der Vereinten Nation; d. Red.) die Menschen nicht mehr in angemessener Weise ernähren konnte. Das hat man gewusst, aber viel zu spät darauf reagiert.“
Erstausstrahlung (bzw. hochgeladen am):
19.12.2022